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Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel – Zwei Pioniere in Laboe

Laukat: Für uns ist Nachhaltigkeit ein Alleinstellungsmerkmal: Wir setzen beim Einkauf auf Fairt­rade, haben die Energierückgewinnung beim Rösten umgesetzt, achten auf Nachhaltigkeit beim Kaf­feeausschank mit Recup-Bechern und haben Mehrwegverpackungen – Zero Waste Boxen – als Alter­native zu Einwegverpackungen eingeführt. Nachhaltigkeit ist gewissermaßen ein Gen unseres Unter­nehmens. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir alle durch ein etwas anderes Handeln – ohne irgendwelche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen – dazu beitragen können, dass die Welt etwas nachhaltiger funktioniert.

Firmenich: Für mich ist Nachhaltigkeit sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich sehr wichtig. Wir sind mit unseren Edeka-Märkten Vollsortimenter und ich versuche immer, dem Verbrau­cher Alternativen aufzuzeigen und anzubieten. Das fängt bei regionalen Lieferanten an, um lange Transportwege zu vermeiden, und geht bis zu Mehrwegverpackungen, um Müll zu vermeiden. Unver­packt-Stationen kommen für uns aus hygienischen Gründen weniger in Frage, wir setzen auf Mehr­wegsysteme. Auch das Befüllen von mitgebrachten Behältnissen mit Ware ist keine Alternative. – Bei Edeka Alpen nutzen wir bewusst unsere Spielräume, um Ressourcen zu schonen: Ich suche regio­nale Lieferanten und wir waren zum Beispiel auch die ersten, die den Kaffee für den Ausschank nicht mehr in Einweg-, sondern in Mehrwegverpackungen beziehen. Und wir haben uns gerade ent­schie­den, die Mehrwegboxen der Kaffeeküste Laboe in unser Sortiment aufzunehmen und damit un­seren Kunden als Alternative anzubieten.

IKL: Was würden Sie zum einen als Ihren größten Erfolg und zum anderen als Ihre herbe Enttäu­schung bei Ihren Bemühungen um Nachhaltigkeit sehen?

Laukat: Unser größter Erfolg ist zweifellos unsere Zero Waste Box: Im Jahr 2023 haben wir 7,8 Ton­nen Kaffee in 3 kg Zero Waste Boxen an Großverbraucher wie Cafés geliefert, wobei der Ausschank bei Edeka Alpen – Herr Firmenich hat es gerade erwähnt – schon sehr früh dabei war. Unsere großen 1 kg Einwegverpackungen wiegen um die 40 g, das heißt, es sind ca. 300 kg Verpackungsmüll gar nicht erst entstanden. Jetzt testen wir in den Edeka Alpen-Märkten in Laboe und Schönberg die Porti­onsgröße „Zero Waste Box 1 kg“ für den Verbraucher. Ich möchte die Kaffeeküste Laboe als das regi­onale Unternehmen positionieren, das die Mehrwegverpackung für Kaffee in den Lebensmittelhan­del einführt. – Unsere größte Enttäuschung ist das Scheitern des Unverpackt-Konzepts; wir hatten Abfüllstationen im Säulen-Design für eigene Behälter oder Standardbeutel entwickelt, die aber vom Konsumenten nicht angenommen wurden.

Firmenich: Wir probieren immer wieder Neues aus, manches ist erfolgreich, manches nicht. Zum Beispiel hatten wir Grundnahrungsmittel in Mehrweggläsern („Joghurtgläser“) als unverpackte Vari­ante angeboten. Das war aber nicht erfolgreich, und ich habe den Aufsteller wieder entfernt. Aber ich halte an der Idee fest und lasse jetzt die Mehrweggläser eines anderen Anbieters wieder in das Ge­samtsortiment einfließen – und es funktioniert einigermaßen. Zum Beispiel bei Nüssen, Haferflocken oder Chiasamen für das Müsli. Normalerweise reißt der Verbraucher die Tüten auf und füllt den In­halt in eigene Behälter um, das kann ich mir mit Mehrweggläsern sparen. Ich habe einen hygieni­schen Behälter, kann ihn zur Entnahme öffnen und danach wieder gut verschließen. Ein weiterer kleiner Erfolg sind unsere Mehrweg-Weinflaschen, die am Pfandautomaten zurückgegeben werden können. Dieses Angebot wollen wir unbedingt noch bekannter machen.

IKL: Was sind Ihre Ideen für das Jahr 2024? Woran arbeiten Sie beim Thema Nachhaltigkeit?

Firmenich: Für uns – wie für alle – ist das Thema Energie sehr aktuell. Wir würden gerne Photovoltaik auf den Dächern der Märkte installieren, aber hier in Laboe ist das Grasdach im Bebauungsplan fest­geschrieben. Wir haben bereits eine moderne CO2-Kälteanlage und LED-Leuchten. Wir haben auch eine Wärmerückgewinnung, die Wärme aus der Abluft erwärmt das Brauchwasser. Wir tun schon viel, aber wir denken weiter.

Laukat: Das Thema Energie steht auch bei uns im Fokus: Als es um die Anschaffung eines neuen Rösters ging, kam für uns nur ein Modell mit Wärmerückgewinnung in Frage, um die Energiekosten entscheidend zu senken. Wir haben geprüft, ob wir mit Wasserstoff oder photovoltaisch erzeugtem Strom rösten können, aber das ist derzeit undenkbar. Für unseren kleinen Röster bräuchten wir zwei Fußballfelder an Solarpanelen!

IKL: Abschließend sei noch erwähnt, dass Ihre beiden Unternehmen Artikel mit abgelaufenem Min­desthaltbarkeitsdatum den Tafeln zur Verfügung stellen, so dass kaum Lebensmittel verderben oder weggeworfen werden. – Wir danken Ihnen für das Gespräch und freuen uns auf weitere Initiativen von Ihnen und Ihren Unternehmen.

aus: „Laboe aktuell“ – Ausgabe April 2024