Interview mit Installations- und Heizungsbaumeister Finn Matthies Röpke, Laboe
IKL: Herr Röpke, wir freuen uns, dass Sie sich zwischen zwei Kundenterminen Zeit für ein Gespräch zu aktuellen Fragen der zukünftigen Wärmeversorgung in Laboe nehmen. – Was erwarten Sie von dem energetischen Quartierskonzept, das derzeit für das Unterdorf und angrenzende Bereiche erarbeitet wird?
Röpke: Dann wissen wir, in welchen Bereichen ein neu zu verlegendes Wärmenetz wirtschaftlich betrieben werden kann. Die bestehenden Wärmenetze in Laboe mit Temperaturen um 60-70°C halte ich allerdings für energetisch ungünstig, da die Wärmeverluste in der Straße erheblich sind. Die Niedertemperaturnetze (8 bis 13°C) – auch Kaltwärmenetze genannt – haben dagegen geringere Wärmeverluste, sind einfacher zu verlegen und die Rohre sind günstiger. Allerdings ist dann eine Wärmepumpe in dem Haus erforderlich. Ich halte die kommunale Wärmeplanung für ein sehr gutes Instrument – wenn die Ergebnisse der Studie vorliegen, müssen sie in der Gemeindevertretungt diskutiert und Entscheidungen getroffen werden.
IKL: Neben der dichten Bebauung im Unterdorf gibt es in Laboe auch Quartiere mit überwiegender Einfamilienhausbebauung. Was erwarten Sie sich vom energetischen Quartierskonzept für diese Bereiche?
Röpke: In der lockeren Bebauung mit Einfamilienhäusern ist die Wärmepumpe alternativlos, genau das erwarte ich auch als Ergebnis der Studie. Das gibt dem Einfamilienhausbesitzer dann die Sicherheit, dass für ihn kein Anschluss an ein Wärmenetz zu erwarten ist und er eine individuelle Heizungslösung suchen muss. Wir bauen seit über 20 Jahren Wärmepumpen ein, wir waren damals unter den Ersten und man hat uns damals einen Vogel gezeigt. Alle anderen haben Öl- und Gas-Heizungen eingebaut, denn Öl und Gas waren günstiger.

IKL: Wie erklären Sie Ihren KundInnen die Funktion einer Wärmepumpe?
Röpke: Eine Wärmepumpe kann man sich als “umgekehrten Kühlschrank” vorstellen. Beim Kühlschrank spüre ich auf der Rückseite am Wärmetauscher die abgegebene Wärme, die dem Kühlschrank im Inneren entzogen wurde. Im Haus ist es umgekehrt: Die benötigte Wärme wird der Außenluft entzogen und innen über Fußbodenheizung oder Heizkörper an die Raumluft abgegeben. Unsere Erfahrungen mit den Wärmepumpen sind gut, ich kann mich in der ganzen Zeit nur an einen Ausfall erinnern.
IKL: Kommt eine Wärmepumpe auch für ein Bestandsgebäude ohne Fußbodenheizung in Frage?
Röpke: Der Einbau einer Wärmepumpe in Einfamilienhäuser, die zwischen 1990 und 2000 gebaut wurden, ist kein Problem. Bei Gebäuden die vor 1990 gebaut wurden, kommt der Wärmedämmung eine besondere Bedeutung zu, die oft unterschätzt wird. Denn mit einer guten Wärmedämmung kann ich den Wärmebedarf eines Bestandsgebäudes bis mindestens auf die Hälfte reduzieren und kann dann sehr wohl eine Wärmepumpe einbauen, auch ohne Fußbodenheizung, aber ggf. mit größeren Heizkörpern. Auch diese Frage wird im energetischen Quartierskonzept beantwortet, drei Modellhäuser in Laboe aus unterschiedlichen Baujahren werden analysiert und Empfehlungen zur energetischen Sanierung gegeben.
IKL: Uns interessiert, was Sie BürgerInnen raten, deren Heizung aktuell kaputt ist und ein Heizungstausch sich andeuten könnte.
Röpke: Grundsätzlich ist eine Reparatur immer die erste Wahl, aber bei einer Öl- oder Gasheizung, die älter als 30 Jahre ist, sollte ein Heizungstausch ein Thema sein. Wenn ich dann nach einer neuen Öl- oder Gasheizung gefragt werde, nenne ich drei gewichtige Gründe, die gegen eine solche Entscheidung sprechen: Erstens muss ich 15% Erneuerbare Energien – z.B. Solarthermie oder Biogas – einbauen, zweitens muss ich diesen Erneuerbaren Energie-Anteil in Schleswig-Holstein bis 2029/30 auf mindestens 30% erhöhen, muss also wieder an die Heizung ran. Und drittens sind auf der Brennstoffseite die steigenden CO2-Abgaben auf die fossilen Energieträger Öl und Gas, die wahrscheinlich steigenden Brennstoffpreise und die steigenden Durchleitungsgebühren für das Gasnetz wichtige Themen.

IKL: Das sind starke Argumente gegen eine neue konventionelle Gas- oder Ölheizung. – Was wäre Ihre Empfehlung?
Röpke: Zunächst ist zu klären, ob ein zukünftiger Anschluss an ein Wärmenetz in Frage kommt und für den Kunden eine Option darstellt. Wenn eine individuelle Heizung eine Option ist, wird das Haus gemeinsam besichtigt. Bei einem älteren, ungedämmten Haus mit hohem Wärmebedarf könnte eine Hybridheizung, bestehend aus einem modernen Gas- oder Ölheizkessel in Kombination mit einer Wärmepumpe, in Frage kommen. Die Wärmepumpe würde im Frühjahr, Sommer und Herbst “durchlaufen” und die Gas-/Ölheizung würde dann in sehr kalten Winterperioden übernehmen und die Wärmepumpe schaltet sich aus. Für neuere Häuser mit einer gewissen oder guten Isolierung wäre meine Empfehlung eindeutig eine Wärmepumpe.
IKL: Was sind die Kosten für eine Heizungsanlage mit Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus?
Röpke: Die Kosten für eine Heizungsanlage mit Luft/Wasser-Wärmepumpe belaufen sich auf ca. 23 bis 25.000 €. Meistens muss noch der Sicherungskasten mit Kosten von ca. 3.000 € aufgerüstet werden und manchmal müssen Heizkörper ausgetauscht werden. Eine sorgfältige Planung der Heizungsanlage ist entscheidend, so empfehlen wir immer den Einbau eines Pufferspeichers, um ein häufiges Ein- und Ausschalten der Wärmepumpe zu vermeiden. Das Takten für kurze Betriebsphasen macht eine Wärmepumpe kaputt. Wenn wir diese Punkte – und auch den hydraulischen Abgleich – bei der Planung berücksichtigen, sind die KundInnen mit einer Wärmepumpe sehr zufrieden.
IKL: Angenommen, meine Heizungsanlage ist defekt und mein Einfamilienhaus liegt in einem Potenzialgebiet für ein zukünftiges Wärmenetz, mit dessen Realisierung aber frühestens in fünf Jahren zu rechnen ist – könnten Sie sich für diese Zeit eine Übergangslösung vorstellen, z.B. den Einbau einer gebrauchten Anlage?
Röpke: Wie bereits erwähnt, würde ich zunächst prüfen, ob eine Reparatur der bestehenden Anlage möglich ist und die Laufzeit noch verlängert werden kann. Wenn dies nicht möglich ist, wird man um eine Erneuerung der Anlage nicht herumkommen. Der Einbau von Gebrauchtgeräten ist aus zwei Gründen problematisch: Die wasserführenden, hydraulischen Teile eines Gebrauchtgerätes können nach Ausbau und Lagerung korrodieren und damit unbrauchbar werden. Zum anderen würde ich aus haftungsrechtlichen Gründen keine Gebrauchtgeräte einbauen, da ich als Heizungsbauer allein für die Funktion und Sicherheit der Anlage verantwortlich bin.

Was kommt nach der Gasheizung – Wärmepumpe oder Wärmenetz?
IKL: Welche Vorteile bietet ein Wärmenetz neben den Aspekten der Energieeffizienz und der Möglichkeit, potenzielle erneuerbare Energiequellen wie Tiefengeothermie oder Fördewasser zu nutzen?
Röpke: Der Anschluss an ein Wärmenetz bietet den BürgerInnen ein hohes Maß an Bequemlichkeit – man braucht sich keine Gedanken mehr über Wärmequellen, Wartungs- und Schornsteinfegerkosten zu machen. Und ich spare Platz und erfülle alle gesetzlichen Anforderungen. Von den KundInnen höre ich aber eine gewisse Unzufriedenheit mit der Preisgestaltung und hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit der Rechnungen. Ein Einfluss der öffentlichen Hand auf das Wärmenetz und die Preisgestaltung – etwa als Mitbetreiber – wäre wünschenswert, aber nur bei einer Mehrheitsbeteiligung möglich.
IKL: Sie sind täglich im Gespräch mit BürgerInnen in Laboe, was sind die Sorgen und wo besteht Informationsbedarf?
Röpke: Meine KundInnen vermissen die große Linie bei der Wärmewende, die politische Diskussion um das Wärmegesetz hat viele verunsichert und das spüre ich jeden Tag. Für die BürgerInnen – und auch für mich – sind die sich ständig ändernden Regularien, oft neue Formulare und die große Bürokratie ein großes Ärgernis. So weigern sich die meisten Energieberater, Förderanträge zu bearbeiten und die Hersteller von Wärmepumpen beschäftigen Förderbüros, die die Anträge der Antragsteller bearbeiten und betreuen.
IKL: Wie beurteilen Sie langfristig die Wirtschaftlichkeit des Betriebs einer Wärmepumpe im Vergleich zum Anschluss an ein Wärmenetz?
Röpke: Meine persönliche Meinung ist, dass sich die beiden Systeme in den Kosten nicht wesentlich unterscheiden, sofern sie erneuerbare Energien nutzen. Tendenziell sehe ich aber derzeit höhere Kosten bei Wärmenetzen, wenn diese mit Gas als Wärmequelle betrieben werden. Der Besitzer einer Wärmepumpe hat zwar das Gefühl, “sein eigenes Süppchen zu kochen”, aber hier besteht auch eine Abhängigkeit vom Strompreis. Beim Wärmenetz hingegen will der Netzbetreiber eine Rendite auf die hohen Investitionen erwirtschaften, was – je nach Betreibermodell – zu höheren Kosten führen kann, die der Verbraucher bezahlt.
IKL: Herr Röpke, vielen Dank für das Gespräch. Mit Ihren Einschätzungen und Ihrem fachmännischen Überblick geben Sie den BürgerInnen eine große Unterstützung bei diesem komplexen Thema. Wir freuen uns auf eine gemeinsame Veranstaltung zu diesem Thema in der zweiten Jahreshälfte.
aus: „Laboe aktuell“ Mai/Juni 2025