Kategorien
Aktuell

Wärmenetz und Wärmepumpe: Chancen für Laboe

Wärmenetze binden mich langfristig an einen Anbieter“: Richtig ist, dass mit dem Betreiber des Wärmenetzes ein langfristiger Liefervertrag abgeschlossen wird. Bestandteil dieses Vertrages ist eine Preisgleitklausel. Willkürliche Preisanpassungen sind damit ausgeschlossen. Zudem unterliegt jeder Wärmenetzbetreiber der Aufsicht durch die Kartellbehörden. Unabhängig davon ist es hilfreich, wenn sich die Gemeinde einen Einfluss auf die Betreibergesellschaft vorbehält, um die Interessen der Bürger hinsichtlich Vertragsgestaltung, Lieferbedingungen und Preisgestaltung zu wahren.
Letztlich können Sie in dem Moment, in dem Sie ein konkretes Vertragsangebot vom zukünftigen Wärmenetzbetreiber erhalten, die Konditionen vergleichen. Erst in dem Moment entscheiden Sie sich abschließend für einen Anschluss an das Wärmenetz – oder eben dafür, zu einem späteren Zeitpunkt selbst eine Wärmepumpe o.ä. zu installieren.

Wärmenetz-Abrechnungen sind intransparent“: Wärmenetze sind vereinzelt in die Kritik geraten, da die Abrechnungen nicht nachvollziehbar waren und/oder der Service zu wünschen übrigließ. Dies betraf allerdings Wärmenetze auf Erdgasbasis und die Phase, als die Gaspreise während des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine explodiert sind. Strittig war dort z. B., ob die Betreiber bei ihrer Preisanpassung auf die richtigen Preisindizes für Erdgas zurückgegriffen haben.
In Laboe würde ein Wärmenetz von Beginn an auf erneuerbaren Energieträgern basieren. Streitthemen wie bei alten erdgasbasierten Wärmenetzen in Schleswig-Holstein sind damit ausgeschlossen.
Zudem können wir ein neues Wärmenetz in Laboe mit Bürgerbeteiligung anstreben und der Betreibergesellschaft im Interesse der Bürger entsprechende Vorgaben machen. Das Büro, das das Energetische Quartierskonzept erarbeitet hat, hat in seinem Gutachten entsprechende Vorschläge für Betreibermodelle unterbreitet.

Wärmepumpen

Wärmepumpen erfordern hohe Investitionen“: Eine Wärmepumpe mit Speicher und Warmwasserbereitung ist zusammen mit Anpassungen am Stromverteiler eine signifikante Investition und übersteigt derzeit die Kosten für eine Gas- oder Ölheizung. Letztere sind jedoch in absehbarer Zeit nicht mehr zulässig und die Kosten für Gas und Öl werden u. a. wegen der CO2-Abgabe unweigerlich steigen. Aus heutiger Perspektive sind Wärmepumpen für Häuser, die nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden können, alternativlos. 

Wärmepumpen machen uns abhängig vom Strompreis“: Der Strompreis für Wärmepumpen (Heizstrom) ist günstiger als regulärer Haushaltsstrom. Für die Nutzung eines Wärmepumpenstromtarifs ist in der Regel ein separater Stromzähler nötig. Der Anbieter für den Strom einer Wärmepumpe kann in beiden Fällen – Haushaltsstrom oder Wärmepumpenstrom – gewechselt werden. Dennoch ist eine Abhängigkeit von Marktentwicklungen gegeben. Diese ist wegen des breiteren Erzeugungsmix von Strom, insbesondere wegen der stetig zunehmenden Anteile von Wind und Sonne, deutlich geringer. Wir werden daher auch in Zukunft für Strom weniger als für Erdgas oder Heizöl bezahlen müssen.

Wärmepumpen nur für Neubauten mit Fußbodenheizung geeignet“: Moderne Wärmpumpen – z.B. Luft/ Wasser Aggregate – sind hocheffizient und auch für ältere Bestandsbauten ohne Fußbodenheizungen als Wärmequelle geeignet. Es können allerdings begleitende Maßnahmen wie größer dimensionierte Heizkörper und Dämmmaßnahmen sinnvoll oder erforderlich sein. – Übrigens lassen sich auch Fußbodenheizungen heute in Altbauten nachrüsten.

Wärmepumpen bekommen in kalten Wintern die Häuser nicht hinreichend warm“: Wärmepumpen sind effizient, funktionieren aber abhängig von Außentemperatur und Wärmebedarf. Bei sehr kalten Wintern kann die primäre Wärmepumpe allein nicht immer ausreichend Wärme liefern, insbesondere bei älteren oder nicht ausreichend dimensionierten Systemen – es sei denn, sie wird so groß dimensioniert, dass sie zu anderen Zeiten unwirtschaftlich ist. In solchen Fällen kann eine Zusatzheizung (z. B. Elektroheizstab) sinnvoll oder nötig sein, um Temperaturziele zu erreichen. Bei gut geplanten, gut isolierten Gebäuden und passenden Zusatzoptionen ist eine alleinige Wärmepumpe in der Regel ausreichend. 

Wärmepumpen sind laut und benötigen Platz“: Oft genügt eine fachgerechte Planung, um Lärmprobleme zu vermeiden (Standortwahl, Schalldämmung, Nachbarschaftsabstände). Ein Fachbetrieb kann die leisesten Modelle empfehlen und geeignete Aufstellräume vorschlagen. Außenanlagen können kompakt gestaltet werden oder in bestehende Technikzonen integriert werden. Alternative Installationsorte sind Außen- oder Innenliegende Aufstellräume, Dachspeicher, Kellernischen oder Techniktrennwände ermöglichen flexible Platzierungen. In sehr dicht besiedelten Bereichen wie dem Unterdorf von Laboe können allerdings vereinzelt Schallschutzprobleme auftreten.

Beide Heizsysteme haben Stärken und Schwächen

  • Wärmepumpen eignen sich besonders für Einzelgebäude oder Straßenzüge, für die sich aufgrund der geringen Anschlussdichte ein Wärmenetz nicht rechnet. Sie sind technisch erprobt und emissionsarm. Eine Wärmepumpe ist eine individuelle Lösung für den Hausbesitzer, er entscheidet über seine Anlage und hat die Kontrolle.
  • Wärmenetze kommen dort infrage, wo viele Gebäude nahe beieinanderliegen. Sie schaffen Planungs- und Kostensicherheit, sind komfortabel im Betrieb und können flexibel mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ein Wärmenetz ist ein kommunales Projekt: Die Gemeindevertretung entscheidet darüber, ob ein Wärmenetz gebaut wird und wer das Wärmenetz betreibt. Dies kann ein privater Energieversorger sein oder auch ein kommunaler Betrieb wie z.B. in Heikendorf. Dieser könnte auch eine Bürgerbeteiligung beinhalten, wofür es zahlreiche Beispiele gibt. Wir von der IKL setzen uns für eine starke Bürgerbeteiligung ein, denn nur so ist eine Kostenkontrolle gewährleistet und die Wertschöpfung verbleibt in Laboe.

Unser Fazit lautet:

Anschluss an ein Wärmenetz wo möglich, Installation einer Wärmepumpe wo nötig.