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Erneuerbare Wärme für Laboe: Überlegungen zu Wärmequellen, Großwärmepumpe und Nahwärmenetz

Abbildung: Mögliche regenerative Wärmequellen für ein Nahwärmenetz in Laboe: Fördewasser (links) und Tie­fengeothermie (rechts); Großwärmepumpe GWP

In diesem Beitrag soll es um die zukünftige zentrale Versorgung der BürgerInnen mit Wärme aus regenerativen Quellen gehen. Laboe ist in der geologisch und geografisch bevorzugten Lage, neben der Tiefengeothermie (Wärme aus der Tiefe) auch das Fördewasser als Wärmequelle vor der Haustür zu haben. Das ist ein Vorteil gegenüber vielen Gemeinden, denen weder Tiefen- noch Gewässerwärme als Wärmequelle zur Verfügung stehen. Eine Großwärmepumpe ist dann die zentrale Einheit in einem Heizkraftwerk, um die Wärme aus dem Fördewasser unter Einsatz von Strom auf die erforderliche Temperatur von 60° bis 80°C zu bringen. Bei Wärme aus Tiefengeothermie ist eine Großwärmepumpe nur dann notwendig, wenn die erforderliche Vorlauftemperatur durch die Erdtemperatur in der Tiefe deutlich unterschritten wird.

Erfahrungen mit Großwärmepumpen in Wärmenetzen liegen vor allem aus nordeuropäischen Ländern vor, wo sie zu einer CO2-neutralen Wärmeversorgung beitragen. In Schleswig-Holstein sind Großwärmepumpen mit Ostseewasser als Wärmequelle in Kiel und Flensburg geplant und in Neustadt/Holstein im Bau.

Ein Nahwärmenetz ist nicht für jede Siedlung die beste Lösung sein. Seine Wirtschaftlichkeit und Effizienz hängt sowohl von der jeweils verfügbaren Wärmequelle (Erschließungskosten? Temperaturniveau?) als auch von den konkreten Eigenschaften der zu versorgende Gebäude und deren Entfernung voneinander ab. In dünn besiedelten Ortsteilen kann die dezentrale Wärmepumpe eine gleichwertige oder sogar bessere Lösung sein. Aber gerade für städtische und stark verdichtete Räume – wie Teile des Unterdorfes oder Quartiere mit Reihenhäusern und Geschosswohnungsbau – wird es perspektivisch kaum eine andere klimafreundliche Option geben als ein Heizkraftwerk (ggf. mit Großwärmepumpe) mit angeschlossenem Nahwärmenetz.

Aus Sicht der VerbraucherInnen kann die Abhängigkeit von einem Wärmeversorger, der zumindest bei der netzgebundenen Versorgung ein Monopol besitzt, problematisch sein, wenn er seine Marktmacht missbraucht, zum Beispiel durch intransparente Preisgestaltung. Daher ist es notwendig, Betreibermodelle für den Betrieb von Heizkraftwerken und Wärmenetzen zu entwickeln, die das notwendige Vertrauen der BürgerInnen in Wärmenetzlösungen schaffen und eine angemessene Preisgestaltung gewährleisten. Sie sind eine wichtige Voraussetzung für eine beschleunigte lokale Umsetzung der Wärmewende. Beispiele dafür gibt es z.B. an der Westküste.

Ausblick

Das für Laboe in Auftrag gegebene Quartiersentwicklungskonzept und die beschlossene kommunale Wärmeplanung werden die notwendigen Daten für die Planung des zukünftigen Wärmebedarfs in Laboe liefern. Dazu gehören Aussagen zur Machbarkeit von Tiefengeothermie und zum Fördewasser als Wärmequelle sowie zu den Gebieten, die für eine Versorgung mit Wärmenetzen in Frage kommen und die für die eher dezentrale Lösungen sinnvoll sind. Der berechtigten Skepsis gegenüber Nahwärmenetzen ist mit Bürger- und Gemeindebeteiligungsmodellen zu begegnen, um ein Mitspracherecht bei der Preisgestaltung zu sichern und die Wertschöpfung im Ort zu belassen und damit den BürgerInnen zurückzugeben.