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Meerwasser-Großwärmepumpe in Neustadt/Holstein: Ein Vorbild für Laboe und Heikendorf?

Die BesucherInnen aus der Probstei und Schrevenborn stellten sich die Frage: Kann dieses Leuchtturmprojekt in Neustadt ein Vorbild für die an der Förde gelegenen Gemeinden Laboe und Heikendorf sein, zumal die Stadtwerke Kiel ein vergleichbares Projekt realisieren?

Projektleiter (SWNH) Thomas Anthoni und Bgm Heiko Voß

In Neutstadt/Holstein wird der ehemalige Gewerbehafen zum Quartier Hafenwestseite mit Wohnungen, Büros, Hotels und Gewerbebetrieben umgestaltet. In der Energiezentrale im Hafen wird derzeit das Kernstück des Energiekonzepts installiert: Die Meerwasser-Großwärmepumpe zur klimaschonenden Beheizung des neuen Quartiers und angrenzender Straßenzüge.  Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 geplant.

Technisches Konzept

  • Meerwasser-gespeiste 2-stufige 700 kW-Großwärmepumpe mit folgender Effizienz: 1 kW Strom produziert mehr als 3 kW Wärme
  • Gesamtwärmeleistung von 2.000 kW im Wärmenetz 
  • Vorlauftemperatur von 72°C für die Beheizung der Bestandsgebäude ohne Änderung der verbauten Heizanlage/-körper und ggf. ohne thermische Sanierung der Gebäude
  • 72°C Vorlauftemperatur auch zur Verfügungstellung von Legionellen-freiem Trinkwarmwasser in der jeweils bestehenden Hausanlage
  • 2 km Netzausbau mit isolierten Kunststoffrohren für die Versorgung von Bestands- und Neubauten
  • Großwärmepumpe mit wirtschaftlicher Heizleistung bis 4°C Wassertemperatur, bei niedrigeren Temperaturen Nutzung von den weiteren Wärmequellen: Abwärme aus Müllheizwerk und Wärme aus Spitzenlast-Heizkraftwerk
Dipl. Ing. Joachim Kohrt, Averdung GmbH im Gespräch mit Besuchern

Der Projektleiter Herr Thomas Anthoni berichtete von den besonderen Herausforderungen: „Wie leisten hier Pionierarbeit. So musste zum Beispiel die Ansaugung des Meerwassers mehrfach aufgrund neuer meeresbiologischer Erkenntnisse hinsichtlich Trichterform, Rohrdurchmesser und Ansauggeschwindigkeit angepasst werden. Das biologische Gleichgewicht im Hafen darf nicht gefährdet werden.“ Die Abteilungsleiterin vom Technischen Service Frau Lena Schmölcke ordnete die Bedeutung des Projektes ein: „Die Meerwasser-Großwärmepumpe ermöglicht eine erhebliche CO2-Einsparung im Vergleich zu einer rein fossilen Wärmeerzeugung und bildet somit einen wichtigen Beitrag zu den Klimaschutz-Aktivitäten der Stadt Neustadt in Holstein und zur Erreichung der CO2-freien Klimaziele“.

Die SWNH schließen derzeit Wärmelieferverträge mit ihren Privatkunden zu einem Arbeitspreis von 14,8 ct/kWh ab; der mittlere Arbeitspreis für Nah- und Fernwärme liegt bei 17,52 ct/kWh (Daten von 107 Netzen in SH).

Eine Meerwasserwärmepumpe, wie sie derzeit in Neustadt/Holstein gebaut wird, ist ein großer Schritt in Richtung einer fossilfreien Wärmeversorgung für Städte und Gemeinden an Gewässern. Inwieweit eine Meerwasserwärmepumpe für die Wärmeversorgung für Laboe und Heikendorf in Frage kommt, muss geprüft werden. In Laboe wird derzeit ein energetisches Quartierskonzept für das Unterdorf und angrenzende Bereiche – als Entscheidungsgrundlage für die zukünftige Wärmeversorgung der Gemeinde – erstellt.

In Anlehnung an Artikel in “Laboe aktuell” – Okt 2024