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Nutzung von Tiefengeothermie für die Wärmeversorgung von Wohnquartieren – was ist in Laboe möglich?

Der Geophysiker Dr. Reinhard Kirsch – ehemaliger Mitarbeiter des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) und jetzt Inhaber des Beratungsbüros GEOIMPULS – hat in seinem Vortrag am 25. November 2025 die besondere geologischen Formationen für die Region Kiel und Umgebung hervorgehoben und die sich daraus ergebenen Potenziale zur Nutzung des Tiefen-Thermalwassers in 1500-2000m Tiefe als Wärmequelle diskutiert.

Die Dekarbonisierung des Wärmesektors erfordert einen disruptiven Transformationsprozess, da die klimapolitischen Ziele der nächsten zwei Jahrzehnte hoch sind und ein enormer Bedarf an erneuerbaren Energieträgern absehbar ist. Der Wärmesektor macht 56 % des nationalen Energiebedarfs aus, womit die energie- und volkswirtschaftliche Bedeutung des anstehenden Transformationsprozesses unterstrichen wird.

Lediglich 15 % der Wärme sind regenerativ, der Anteil stagniert seit Jahren. Während Wasserstoff und Bioenergien zukünftig in erster Linie den Hochtemperatur-Bedarf der energieintensiven Grundstoffindustrie decken müssen, stehen für Niedertemperatur-Nutzungen unter 100 °C insbesondere solarthermische und geothermische Optionen zur Verfügung. Die Vorteile der Geothermie liegen dabei in der Grundlastfähigkeit und dem geringen Platzbedarf auch unter beengten städtischen Verhältnissen mit hoher Nutzungskonkurrenz.

Was ist die Voraussetzung um Erdwärme in größeren Tiefen nutzen zu können? Für die hydrothermale Geothermie muss ein sogenanntes Reservoirgestein als poröses oder geklüftetes Gestein mit hohem Wassergehalt vorhanden sein, das kann z.B. Sandstein sein. Sandstein sieht dicht und kompakt aus, ist aber verkitteter Sand und kann bis zu 30% Porenraum enthalten.

Was sagt die Datenplattform GeotIS über die Untergrundverhältnisse im Raum Laboe? Ein gut ausgeprägtes hydrothermales Reservoir aus Doggersandstein (Doggertrog) befindet sich unterhalb von Laboe im Tiefenbereich 2000 – 2500 m, also mit Thermalwassertemperaturen im Bereich 70 – 75°C.

Wie kann das warme Thermalwasser für die Wärmeversorgung nutzbar gemacht werden? Zur technischen Umsetzung eines hydrothermalen Projektes werden zwei Bohrungen abgetäuft. Der Abstand zwischen der Entnahme des Thermalwassers (Förderbohrung) und der Reinjektion des abgekühlten Wassers  beträgt 1000 – 2000 m. Ist die Thermalwassertemperatur für die Versorgung des Wärmenetzes zu niedrig, kann eine Wärmepumpe eingesetzt werden.

Wie könnte ein Projekt zur Nutzung hydrothermaler Geothermie ablaufen? Eine Bohrungsdoublette liefert ca. 5 MW Wärmeleistung, das reicht zur Versorgung von 1000 Wohnungen oder Einzelhäusern. Die Gesamtkosten betragen ca. 10 – 20 Mio EUR, also etwa 2 km Autobahnbau. Die realisierbare thermische Ergiebigkeit einer Doublette kann im Vorfeld nur abgeschätzt werden, weil die hydraulischen Eigenschaften (Porosität, hydraulische Durchlässigkeit) des Reservoirgesteins nicht genau bekannt sind. Daher ist es bei der Planung sinnvoll, neben der Tiefengeothermie eine zweite Wärmequelle für das Wärmenetz vorzusehen.

Wie sieht die aktuelle Situation im Raum Kiel aus? Der dänischen Firma Innargie wurde am 01.03.2025 das Erlaubnisfeld „Kiel und Umgebung“ zugeteilt, die hier gemeinsam mit den Stadtwerken Kiel die Möglichkeiten für Tiefengeothermie erkunden wollte. Die Ergebnisse sehen nach Einschätzung von der Fa. Innargi sehr gut aus, aber die Stadtwerke Kiel haben sich gegen die Nutzung von Tiefengeothermie als Wärmequalle entschieden. Sie wollen sich auf das Meerwasser-Großwärmepumpen-Projekt konzentrieren..

Herr Dr. Kirsch fasste die Datenlage und die Situation an der Kieler Förde folgendermaßen zusammen:

• Laboe hat ein hohes Potenzial für Tiefengeothermie und gehört damit zu den in Schleswig-Holstein am besten geeigneten Lokationen.

• Ein effizientes Wärmenetz ist eine Voraussetzung für die Nutzung dieses Potenzials.

• Bei der Planung eines Wärmenetzes sollte die Integration von Erdwärme mit untersucht werden.

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Wärmenetz und Wärmepumpe: Chancen für Laboe

In der September-Ausgabe von „Laboe Aktuell“ hat der Heizungsinstallateur Herr Stoltenberg aus Schönberg seine Sicht auf die Wärmeversorgung in unserem Ort dargestellt. Er spricht sich für Wärmepumpen aus und hält ein Wärmenetz für unwirtschaftlich. Wir von der Initiative Klimaschutz Laboe sind anderer Meinung und sehen für beide Techniken große Chancen in Laboe und möchten dieses begründen. Dazu nehmen wir Ihre Fragen – liebe Bürgerinnen und Bürger – auf und wollen Antworten liefern.

Wärmenetze

Wärmenetze sind unwirtschaftlich“: Die Wirtschaftlichkeit eines Wärmenetzes hängt von der Struktur des Quartiers, wie der Bebauungsdichte, der Anschlussquote der Anwohnerinnen und Anwohner sowie dem Wärmebedarf der Häuser, ab. Für das Unterdorf in Laboe wurde kürzlich von einem unabhängigen Ingenieurbüro ein energetisches Quartierskonzept erstellt, das die Wirtschaftlichkeit eines Wärmenetzes im Unterdorf im Vergleich zu dezentralen Lösungen wie insbesondere Wärmepumpen ausdrücklich bestätigt.

Wärmenetze erfordern hohe Investitionen“: Der Ausbau eines Wärmenetzes erfordert zweifellos hohe Investitionen, die mit den Investitionen für die Netze für Wasser, Strom und Kanalisation in der Vergangenheit vergleichbar sind. Eine Investition in ein Wärmenetz ist eine Investition in die Zukunft: Es ermöglicht eine hohe Versorgungssicherheit durch die Einbindung unterschiedlicher Quellen erneuerbarer Wärmeenergie, einen hohen Komfort für die Nutzer, eine gesteigerte Energieeffizienz durch zentrale und optimierte Anlagen sowie eine Entlastung von Hausbesitzern von Betriebs- und Wartungskosten für eigene Heizsysteme. – Allerdings sollten wir auch nicht vergessen, dass Wärmepumpen in jedem einzelnen Haus in der Summe ebenfalls hohe Investitionen der Hausbesitzer erfordern.

Wärmenetze haben hohe Wärmeverluste“: Bei älteren Wärmenetzen treten bei Leitungstransporten über größere Distanzen relevante Wärmeverluste auf. Bei modernen Wärmenetzen sind die Verluste zwar ebenfalls vorhanden, aber deutlich geringer, da heute bessere Isolationsmaterialien und -techniken zur Verfügung stehen. Zudem kann die Gesamt-Energiebilanz (unter Einbeziehung auch der Herstellungsaufwände) von z. B. einer Großwärmepumpe in einer Heizzentrale des Wärmenetzes besser sein als bei der Summe vieler dezentraler Wärmepumpen.

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Bericht vom Vortrag von Prof. Reusch: Klimaretter Seegraswiesen?

Am 28. Oktober 2025 hielt Herr Prof. Thorsten Reusch im gut besuchten Freya-Frahm-Haus einen Vortrag zum Thema Seegraswiesen.

Seegräser sind die einzigen Blütenpflanzen der Meere. Ihre etwa 70 Arten bilden ausgedehnte Unterwasserwiesen, die nicht nur Lebensraum für unzählige Meerestiere bieten, sondern auch Küsten vor Erosion schützen und die Wasserqualität verbessern. Momentan im Fokus ist jedoch die Rolle von Seegras im Klimaschutz: Es zählt zu den effizientesten natürlichen Kohlenstoffspeichern der Erde. Im Vergleich zu Wäldern an Land bindet es CO₂ um ein Vielfaches schneller und lagert den Kohlenstoff über Jahrtausende im Meeresboden ein – ein zentraler Beitrag zum sogenannten „Blue Carbon“. Trotz seiner Bedeutung ist es durch Küstenbebauung, Nährstoffeinträge und zunehmend durch die Folgen des Klimawandels stark bedroht. Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen sind daher dringend nötig. Prof. Reusch führte u.a. aus …

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Jetzt auch in Laboe: Informationstafeln „KEIN MÜLL IN UNSERE MEERE“


Warum ist der Erhalt des Ökosystems Meer so wichtig?

Es ist wichtig, gegen die Vermüllung der Meere zu kämpfen, weil Müll das Ökosystem Meer schädigt, Tiere gefährdet und letztlich auch uns Menschen trifft. Plastikmüll zersetzt sich zwar langsam, bleibt aber lange in der Umwelt. Tiere können sich verfangen, ersticken oder Plastik fressen, was zu Schmerzen, Krankheiten und Todesfällen führt. Mikroplastik gelangt in Nahrungsketten und kann gesundheitliche Auswirkungen haben. Verschmutze Küsten beeinträchtigen Tourismus, Fischerträge und die wirtschaftliche Lebensgrundlage vieler Gemeinden. Außerdem beeinträchtigt Müll die Reinigungs- und Küstenbewirtschaftung, erhöht Kosten und schadet der Biodiversität, die für die Stabilität des globalen Klimas wichtig ist. Daher gilt: weniger Abfall produzieren, recyceln, Verantwortung übernehmen, sauber halten und Müll ordentlich entsorgen.

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Die IKL gründet einen Verein

Am Freitag, den 11. April 2025 trafen sich 15 MitstreiterInnen der Initiative Klimachutz Laboe (IKL) zu einer Gründungsversammlung um einen Verein zu gründen. Nach drei Jahren als freie Gruppierung führten folgende Überlegungen in der IKL zu der Entscheidung einen Verein zu gründen:

Verantwortung und Aufgabenverteilung: In einer Vereinsstruktur sind die Aufgaben und Verantwortungen wie Vorsitz, stellvertretender Vorsitz, Schriftführung und Kassenwart auf verschiedene Personen verteilt. Die VertreterInnen werden gewählt und legen Rechenschaft gegenüber der Mitgliderversammlung ab.

Einfluss und Mitbestimmung:  In einem Verein haben die Mitglieder die Möglichkeit, Entscheidungen mitzugestalten und ihre Stimme einzubringen. Die weitere Entwicklung der IKL kann auf der Grundlage demokratischer Strukturen mitgestaltet werden.