Lebensmittel aus dem Supermarkt – auch wenn sie von weit her kommen – sind trotz der Transportkosten selten teurer als direkt vom Bauernhof. Denn die landwirtschaftlichen Betriebe bekommen für ihre Produkte vom Großmarkt oder von den Lebensmittelketten, die immer mehr Betriebe an sich binden, viel weniger Geld als bei der Direktvermarktung. Dies können die Betriebe nur durch eine Steigerung der Produktion über mehr Kunstdünger, Vergrößerung, Biozideinsatz und Mechanisierung ausgleichen.
Die Entwicklung von der ehemaligen Subsistenzwirtschaft der Bauernhöfe, die alles selbst produzierten, hin zu wenigen großen Betrieben mit industrieller Produktion hat viele Gründe. So sank die Attraktivität des Berufs durch lange Arbeitszeiten und stagnierende Gewinne, da die Lohnarbeit teurer wurde. Die notwendige Mechanisierung führte zu einem höheren Maschinen- und damit Investitionsbedarf, dem die Betriebe durch Vergrößerung und Spezialisierung begegneten.
Mengenbezogene Subventionen, die derzeit ca. 50 % des Einkommens der Betriebe ausmachen, haben diese Entwicklung ebenso beschleunigt wie die Lobbyarbeit der davon profitierenden Hersteller von Bioziden, Düngemitteln, Saatgut und Maschinen. Der Preis dafür ist – neben der Zunahme der Transporte – eine fast vollständige Abhängigkeit der Betriebe von ihren Lieferanten, vom Weltmarkt und von politischen Entscheidungen. Hinzu kommt für uns Verbraucher eine erhöhte Abhängigkeit unserer Lebensmittelversorgung vom Weltmarkt, von Wetterkapriolen und vom Klimawandel, der durch diese Art der Landwirtschaft massiv vorangetrieben wird.
Seit geraumer Zeit entziehen sich Betriebe dem Zwang zur Vergrößerung und Industrialisierung durch Direktvermarktung. So kann man in unserer Region Kartoffeln, Gemüse, Obst und Obstprodukte, Milch und Milchprodukte, Eier, Fleisch und Fleischprodukte direkt beim Bauern kaufen. Wer dort einkauft, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Er reduziert den Ausstoß von Treibhausgasen und stärkt die dezentrale Versorgung, die damit unabhängiger von globalen Krisen, politischen Einflüssen und letztlich auch von Wetterextremen wird. Dazu trägt auch unser Wochenmarkt bei – sofern Produkte von lokalen Erzeugern vermarktet werden – es hilft, danach zu fragen. Auch unser EDEKA-Markt engagiert sich dankenswerterweise, indem er gezielt Produkte aus der Region anbietet.
Eine umfangreiche, aber sicherlich nicht vollständige Liste der örtlichen Betriebe mit eigenen und regionalen Produkten, Öffnungszeiten und Kontaktdaten findet sich auf der Internetseite der Initiative Klimaschutz Laboe (IKL) (s.u.). Auch die Internetseiten der Ämter Probstei und Schrevenborn informieren über Direktvermarkter. Im Umkreis von wenigen Fahrradkilometern gibt es Direktvermarkter für Gemüse, Kartoffeln, Obst, Eier, Milch und Milchprodukte sowie Fleisch und Fleischwaren z.B. in Heikendorf, Wendtorf, Barsbek und Schrevendorf. Wer auf Bio-Qualität setzt, muss allerdings bis nach Krummbek oder Passade fahren. Unser ÖPNV-Netz erlaubt es noch nicht, alle Standorte in zumutbarer Zeit zu erreichen.
In Laboe selbst gibt es keine wirklichen Direktvermarkter. Erwähnenswert sind allerdings die Kaffeerösterei „Kaffeeküste“, die in Laboe die nach den Regeln des fairen Handels bezogenen Kaffeebohnen zu verschiedenen Spezialitäten verarbeitet, und der „Laboer Fischwagen“ auf unserem Wochenmarkt, der seine Ware saisonal und nach Verfügbarkeit von unseren Fischern und vom Kieler Seefischmarkt bezieht. Es fehlt in Laboe allerdings das Angebot von selbst angelandetem Fisch durch die Laboer FischerInnen über die Webseite von www.fischvomkutter.de wie in Heikendorf, Wendtorf und Schönberg. Nicht unerwähnt bleiben sollen das Moltrechter Bauernbier aus Stein und Czerny’s Küstenbrauerei und Destillerie aus Friedrichsort, die regional gebrautes Bier aus Produkten der regionalen Landwirtschaft auch in Bio-Qualität anbieten.
Quelle: Laboe aktuell, Ausgabe Juli 2024