In der September-Ausgabe von „Laboe Aktuell“ hat der Heizungsinstallateur Herr Stoltenberg aus Schönberg seine Sicht auf die Wärmeversorgung in unserem Ort dargestellt. Er spricht sich für Wärmepumpen aus und hält ein Wärmenetz für unwirtschaftlich. Wir von der Initiative Klimaschutz Laboe sind anderer Meinung und sehen für beide Techniken große Chancen in Laboe und möchten dieses begründen. Dazu nehmen wir Ihre Fragen – liebe Bürgerinnen und Bürger – auf und wollen Antworten liefern.
Wärmenetze
„Wärmenetze sind unwirtschaftlich“: Die Wirtschaftlichkeit eines Wärmenetzes hängt von der Struktur des Quartiers, wie der Bebauungsdichte, der Anschlussquote der Anwohnerinnen und Anwohner sowie dem Wärmebedarf der Häuser, ab. Für das Unterdorf in Laboe wurde kürzlich von einem unabhängigen Ingenieurbüro ein energetisches Quartierskonzept erstellt, das die Wirtschaftlichkeit eines Wärmenetzes im Unterdorf im Vergleich zu dezentralen Lösungen wie insbesondere Wärmepumpen ausdrücklich bestätigt.
„Wärmenetze erfordern hohe Investitionen“: Der Ausbau eines Wärmenetzes erfordert zweifellos hohe Investitionen, die mit den Investitionen für die Netze für Wasser, Strom und Kanalisation in der Vergangenheit vergleichbar sind. Eine Investition in ein Wärmenetz ist eine Investition in die Zukunft: Es ermöglicht eine hohe Versorgungssicherheit durch die Einbindung unterschiedlicher Quellen erneuerbarer Wärmeenergie, einen hohen Komfort für die Nutzer, eine gesteigerte Energieeffizienz durch zentrale und optimierte Anlagen sowie eine Entlastung von Hausbesitzern von Betriebs- und Wartungskosten für eigene Heizsysteme. – Allerdings sollten wir auch nicht vergessen, dass Wärmepumpen in jedem einzelnen Haus in der Summe ebenfalls hohe Investitionen der Hausbesitzer erfordern.
„Wärmenetze haben hohe Wärmeverluste“: Bei älteren Wärmenetzen treten bei Leitungstransporten über größere Distanzen relevante Wärmeverluste auf. Bei modernen Wärmenetzen sind die Verluste zwar ebenfalls vorhanden, aber deutlich geringer, da heute bessere Isolationsmaterialien und -techniken zur Verfügung stehen. Zudem kann die Gesamt-Energiebilanz (unter Einbeziehung auch der Herstellungsaufwände) von z. B. einer Großwärmepumpe in einer Heizzentrale des Wärmenetzes besser sein als bei der Summe vieler dezentraler Wärmepumpen.
„Wärmenetze binden mich langfristig an einen Anbieter“: Richtig ist, dass mit dem Betreiber des Wärmenetzes ein langfristiger Liefervertrag abgeschlossen wird. Bestandteil dieses Vertrages ist eine Preisgleitklausel. Willkürliche Preisanpassungen sind damit ausgeschlossen. Zudem unterliegt jeder Wärmenetzbetreiber der Aufsicht durch die Kartellbehörden. Unabhängig davon ist es hilfreich, wenn sich die Gemeinde einen Einfluss auf die Betreibergesellschaft vorbehält, um die Interessen der Bürger hinsichtlich Vertragsgestaltung, Lieferbedingungen und Preisgestaltung zu wahren.
Letztlich können Sie in dem Moment, in dem Sie ein konkretes Vertragsangebot vom zukünftigen Wärmenetzbetreiber erhalten, die Konditionen vergleichen. Erst in dem Moment entscheiden Sie sich abschließend für einen Anschluss an das Wärmenetz – oder eben dafür, zu einem späteren Zeitpunkt selbst eine Wärmepumpe o.ä. zu installieren.
„Wärmenetz-Abrechnungen sind intransparent“: Wärmenetze sind vereinzelt in die Kritik geraten, da die Abrechnungen nicht nachvollziehbar waren und/oder der Service zu wünschen übrigließ. Dies betraf allerdings Wärmenetze auf Erdgasbasis und die Phase, als die Gaspreise während des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine explodiert sind. Strittig war dort z. B., ob die Betreiber bei ihrer Preisanpassung auf die richtigen Preisindizes für Erdgas zurückgegriffen haben.
In Laboe würde ein Wärmenetz von Beginn an auf erneuerbaren Energieträgern basieren. Streitthemen wie bei alten erdgasbasierten Wärmenetzen in Schleswig-Holstein sind damit ausgeschlossen.
Zudem können wir ein neues Wärmenetz in Laboe mit Bürgerbeteiligung anstreben und der Betreibergesellschaft im Interesse der Bürger entsprechende Vorgaben machen. Das Büro, das das Energetische Quartierskonzept erarbeitet hat, hat in seinem Gutachten entsprechende Vorschläge für Betreibermodelle unterbreitet.
















